unterwegs.

Verdachtsmoment.

Vor zwei Wochen ist mir Etwas widerfahren, dass ich Euch unbedingt erzählen möchte.

An diesem Tag bin in die Tabak- Trafik gegangen, um mir das in den Medien beworbene neue WOMAN mit den Workout- Karten zu besorgen.
Da ich es eilig hatte und in der Tabak- Trafik auf eine große lange Warteschlange stieß, war ich mir des Kaufs nicht mehr sicher.
Ich blätterte es schnell durch und entschied mich, es nicht zu kaufen. Das Magazin legte ich auf seinen Ständer zurück und verließ das Geschäft.

Mein rascher Abgang sorgte in der Trafik anscheinend für Aufruhr, von dem ich Nichts mitbekam.
Nach einigen Metern bemerkte ich einen Mann hinter mir herumschreien. Ich drehte mich um und sah nach hinten. Der betrunkene Mann war in einem beigem Anzug und weißem Hemd gekleidet. Er trug eine Sonnenbrille und hatte einen Stock in der Hand, den er in die Luft hielt und damit herumwedelte.

Nachdem ich mir dachte: "Typisch Wien, wieder ein Besoffner, der außer Kontrolle ist" drehte ich mich wieder um und setzte meinen Weg fort, ohne dabei einen Gedanken daran zu verlieren, dass das Geschrei vielleicht mir galt.

Kurz darauf sprach mich ein Mann an, den ich in der Trafik gesehen hatte. Er war aufgeregt, anscheinend war er mir hinterher gelaufen.
Er entschuldigte sich, dafür dass er mich aufhielt und bat mich zur Trafik zurück. Offenbar wollte mich die Trafikantin sehen.

In der Zwischenzeit hatte mich auch der betrunkene Mann erreicht.
Dieser packte mich am Arm und meinte: "Jetzt hab ich dich erwischt, du Diebin! Du bist verhaftet! Sag schon, was hast du gestohlen?"

In diesem Moment leuchtete mir alles ein.
Der Mann schrie mir nach, weil er dachte, ich hätte etwas mitgehen lassen.
Ich blieb gelassen, amüsierte mich und ließ mich von ihm zur Trafikantin "ab-führen". DIe PassantInnen auf der Strasse sahen mir nach und beobachteten das Geschehen.
Einerseits war mir alles peinlich, andererseits war ich belustigt- denn ich wußte ja, dass ich Nichts gestohlen hatte.

Die Trafikantin stand bereits vor dem Geschäft und fragte mich, was ich im Laden wollte.
Ich erklärte, dass ich das neue Woman durchsah und zurücklegte.
Sie bat mich, meine Tasche zu durchschaun.
Nachdem sie meine Tasche kontrolliert hatte und nicht fündig wurde, entschuldigte sie sich für dieses Missverständnis.
Ich sagte, dass sowas vorkäme und verabschiedete mich. Dem betrunkenen Mann lächelte ich siegessicher zu. Der sah nämlich blöd aus der Wäsch. :D

Herkunft: Klappe, die Dritte !

Heute möchte ich von einer Situation erzählen, die in meinem Leben immer wiederkehrt.
Die Sache mit der Herkunft. Ja, die wurde auch in den letzten Blogeinträgen behandelt und ist derzeit offensichtlich ein Thema, welches meinen Alltag mitprägt. Ich dachte bis vor kurzem noch ich hätte damit abgeschlossen und zu meiner Mitte gefunden. Dieser Meinung bin ich zwar immer noch, aber ich werde mit meiner Herkunft immer wieder konfroniert. Einige Mitmenschen scheinen mit meiner Position nicht klar zu kommen. Die Meinungen macher Menschen lassen sich nicht so schnell ändern-welches bedeutet, dass ich an meinen Antworten und Reaktionen arbeiten sollte, um zufriedener zu sein.

Ich bin äußerlich ein relativ heller Mensch, habe helle Haut und Haarfarbe. Ich bin auf dem ersten Blick nicht als Mensch mit Migrationshintergrund, wie es heißt, zu erkennen.
Ich könnte mich durchaus als Österreicherin ohne Migrationshintergrund ausgeben. Als Österreicherin bezeichne ich mich auch, wenn man mich fragt, nur füge ich die Herkunft meiner Eltern immer hinzu. Wenn nicht am Gesprächsanfang, dann im weiteren Verlauf. Ohne die Zusatzinfo über meine Herkunft würde ich mich nicht vollständig fühlen, es würde etwas Fehlen. Denn auch das macht mich aus.
Aber diese Nebensache ist für manch Andere Hauptsache.

Gestern bin ich mit dem Taxi gefahren. Wiedereinmal. Diesmal fiel es mir schwer ein Taxi zu bekommen, obwohl sehr viele Autos mit gelbleuchtenden Schildern an mir vorbei fuhren und ich winkte.
Ich befand mich auf der Linzer Strasse. Das ist, wie ich es vorort in Erfahrung brachte, eine Strasse auf der Prostituierte ihre Dienste anbieten (zu mindest ein Teil davon). Genau deshalb wollte kein Taxi für mich anhalten. Sie dachten ich sei eine Dame, die nach einem Freier ausschau hielt.
Schließlich blieb ein Taxi stehen. Der Taxler kurbelte sein Fenster hinunter und fragte mich was ich wolle.
Ich sagte ihm, dass ich nach Hause möchte. Das war offenbar die richtige Antwort, denn er ließ mich einsteigen.
Der Taxifahrer war Türke und wir kamen ins Gespräch.
Er fragte mich, ob ich Deutsche sei. Ich sagte ihm, dass ich Österreicherin bin und meine Eltern aus dem Iran sind. (meine derzeitige Standard-Antwort)

Diese Antwort verwirrte ihn jedoch. Anfangs dachte er wahrscheinlich, dass ich von einem iranischen Ehepaar adoptiert wurde. :)
Aber dann erklärte ich ihm, dass ich hier geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen bin. (Im Fachjargon: Sozialisierung.)
Dass ich Deutsch bei weitem besser beherrsche wie Farsi und vor allem deutschsprachige Medien konsumiere. Das alles sind für mich Gründe, mich vordergründig als Österreicherin zu betrachten. Mir gefallen diese Nationalzuschreibungen zwar nicht, aber manchmal muss man sich entscheiden.

Das Ganze führte bei ihm zu noch grösserer Verwirrung.
Und dann, als er meine Position verstand, sah er es nicht ein.

Er wiederholte immer wieder, dass ich doch Iranerin sei, weil meine Eltern aus dem Iran stammen.
Darauf antwortete ich ihm erneut mit: "Nein, ich bin Österreicherin iranischer Herkunft."
(Im Moment, denn Identität und Zugehörigkeit eines Menschen sind im stetigen Wandel, finde ich)

Seiner Ansicht nach, wäre seine Erziehung fehlgeschlagen, wenn sich sein Kind als Österreicher und nicht als Türke bezeichnete.
Diese Position konnte ich abermals nicht teilen.
Er argumentierte mit Europäern in Afrika, die sich doch nicht als Afrikaner bezeichnen können. Das wäre doch lächerlich und unglaubwürdig, meinte er.
Meine Antwort lautete:" Es kann niemand entscheiden, wohin sich diese Menschen zugehörig fühlen, ausser sie selbst. Sie müssen selber entscheiden, wie sie sich fühlen oder auch nicht. Man kann Menschen doch nicht von aussen einem Land und einer Kultur zuordnen."
Weiters erzählte ich ihm vom Identitätsfindungsprozeß, mit dem in mehreren Kulturen beheimatete Menschen konfrontiert sind. Dass ich mich als Kind und Jugendliche, durch die ideelle und emotionale Nähe zu meinen Eltern, als Iranerin fühlte. Dies hätte sich aber im Laufe der Jahre und der Abnabelung von meinen Elternhaus geändert. Dies kann sich auch wieder ändern.

Jedenfalls kamen wir bis zum Ende der Fahrt auf keinen gemeinsamen Nenner. Ich bin nicht unzufrieden mit dem offenen Ausgang und bin auf die nächste Herkunftsdiskussion gespannt.
Denn die kommt bestimmt!

Ich würde mir allerdings wünschen, dass dieses ewige Herkunftsthema kein Thema mehr ist, sondern als Nebensache wahrgenommen wird und seine Wichtigkeit verliert.

Wann wird "Herkunft: Klappe, die Vierte" folgen, frag ich mich.

Wann soll ich meine Herkunft preisgeben?

Gestern Abend war ich bei einer Freundin und Kollegin eingeladen. Sie lebt im 4. Bezirk. Der Abend war erfüllt von interessanten Gesprächen und wurde lang. Kurz nach 24h brachen wir, die Gäste, den Heimweg an. Ich spazierte den Ring entlang zum Schottentor.

Dort stieg ich in ein Taxi, weil meine Strassenbahn bereits ihren Betrieb eingestellt hatte und ich nicht mehr zu Fuß gehen wollte. Der Taxifahrer war, wie nicht anderes erwartet, am telefonieren. ;) (siehe "Meine wiener Taxifahrten")
Als Tochter iranischer MigrantInnen bemerkte ich sofort, dass der Taxifahrer ein Iraner war, da er in Farsi telefonierte. Ich überlegte mir, ob ich ihm sagen soll, dass ich ihn verstehe.
Ich entschloß mich dazu, ihm meine Herkunft noch nicht preis zu geben. Der Taxler telefonierte und telefonierte und telefonierte. Natürlich lauschte ich ein Wenig mit. Das Gespräch war aber nicht sonderlich spannend (für mich), denn er sprach mit einem gewissen Hr. Farrokh über einen Autoverkauf.

In meiner Straße angekommen, fragte mich der Fahrer (immer noch telefonierend) nach der Hausnummer. Ich war auf diese Frage vorbereitet und antwortete ihm darauf auf Farsi: "Sado- .... , Agha!" (Hundert .... , lieber Herr!)
Er blickte auf den Rücksitz und sagte überrascht und etwas verlegen: "Bebakhshid Khanoom, Nemidoonestam Ke ..."
Was soviel bedeutet wie: "Entschuldigen Sie, ich wußte nicht, dass Sie ... "

Ich hatte keine Lust mir seine Entschuldigungen und Erklärungen, warum er denn telefoniert habe und nicht erkannt hatte, dass ich Farsi spreche, anzuhören. (Woher sollte er das wissen und warum sollte er deshalb nicht telefonieren?!?)
Bezahlte ihn, wünschte ihm eine Gute Nacht und stieg mit einem Lächeln und den Worten aus: "Be Farrokh Khan Salam Beresoonid" (Lassen Sie Hr. Farrokh Grüssen).

Er lachte und wünschte mir auch eine gute Nacht!

This may be a week of fortune!

IMG_0471

Letzte Woche Dienstag war ich in der Stumpergasse, im 6. Wiener Gemeindebezirk. Um 17h hatte ich im Atelier Vote ein Vorbereitungstreffen für eine Ausstellung. Ich war eine Stunde zu früh dort und beschloss mich im indischen Lebensmittelladen umzusehen.

Dort besorgte ich einige indische Fertiggerichte und 3 Glückskekse. Einen Glückskeks schenkte ich meinem Freund zum Geburtstag, die anderen zwei behielt ich für mich.
Mein erster Glückskeks wurde sogleich im Cafe Walch auf der Stumpergasse verzehrt. Darin stand ein Spruch, der mich glücklich und optimistisch stimmte.
"This may be a week of fortune!" Na dann ... .

Im Cafe, in welches ich mich zur Überbrückung der verbliebenen Zeit setzte, fand ein Geburtstagstreffen statt. Eine Großfamilie hatte sich versammelt um den Geburtstag ihrer Urli zu zelebrieren.
Es waren drei bis vier Urenkelkinder anwesend. Eines davon, ein Mädchen, fing plötzlich an zu weinen. Der Grund ist mir unklar, aber sie wurde vom Kellner sofort mit einem Schlecker getröstet.
Dies belustigte die Runde und ein Familienmitglied meinte laut:" Na dann fangen wir mal alle an zu weinen, wenn wir einen Lutscher bekommen möchten!!!". Er forderte auch mich auf zu schauspielen, damit mir ein Lutscher geschenkt wird.
Ich schmunzelte, gab einige leise traurige Laute von mir und beobachtete das Geschehen weiterhin.
Als es kurz vor 17h war, packte ich meine Sachen zusammen und war am Verlassen des Cafes. In diesem Augenblick wand sich der Herr zu mir und meinte: "Junge Dame, bleiben Sie stehen, sie bekommen noch einen Schlecker!". Ich dankte und erwiderte, dass es nicht nötig ist. Er aber beharrte darauf und machte den Kellner darauf aufmerksam.
So erhielt ich zum Abschied einen Schlecker!

----> Und ich erinnerte mich an den Glückskeksspruch: "This may be a week of fortune!"
Positiv gestimmt beging ich die restliche Woche.

IMG_0487

Heute, als ich meinen zweiten Glückskeks aufbrach, befand sich der genau gleiche Spruch darin.
"This may be a week of fortune!" ...
Die letzte Woche kann in der Tat als eine Woche des Glücks bezeichnet werden - let´s hope for another week of fortune. :D

Ausserdem werde ich sicherlich nachfragen was im anderen Keks gestanden ist. Hoffe es ist ein bedeutungsähnliches, aber kein identes Sprüchlein.

IMG_0484

Meine wiener Taxifahrten

Seit ca. 10 Jahren fahre ich in Wien ab und zu mit dem Taxi. Bis vor einigen Monaten hatte ich Spass am Taxi fahren. Ich war gespannt auf die neuen Begegnungen mit den Fahrern (vorwiegend männlichen Geschlechts- deshalb wird nicht gegendert).
Die Smalltalks und teils tiefgründigen Gespräche mit ihnen, ihre Erzählungen aus dem Leben machten die Fahrten zum Abendteuer.
Natürlich erzählte auch ich ihnen etwas von mir. Somit fand ein kurzer Austausch statt. Wir sprachen über meine Tirol- Wien Reisen, das Wetter, das Stadt-Land Gefälle, Familie, Ausbildungen, Politik, ect. Beim nicht vermeidbaren Ausländerthema unterschieden sich manchmal unsere Meinungen, aber diese Diskussion wurde friedvoll fortgesetzt.
Jedenfalls waren die Taxifahrten ein Erlebnis und mir gefiel die Taxlerkultur. Es war ein Raum der Interaktion für mich.

In den letzten Jahren allerdings machte sich der Einfluss von technischen Neuheiten auch in den Taxis spürbar. Allem voran das Navi. Kaum spreche ich jetzt meine Destination aus, wird sie schon ins Navi eingegeben. Im Gegensatz zu damals, als die Fahrer auch nach dem Bezirk, die Gegenend ect. gefragt haben. Die Unkenntnis des Weges wurde gemeinsam gelöst, die eigene Orientierung und das eigene Wissen waren gefragt. Die Fahrer wurden nach links, rechts oder geradeaus gelotst.
Mit dem Aufkommen des Navis verschwand diese Kommunikationsbasis.
Weiters leidet die allgemeine Kommunikation seit längerem darunter, dass die Fahrer meist am Handy telefonieren- und somit keinerlei Gespräch angefangen werden kann.

Bei einer meiner letzten Fahrten vom Westbahnhof nach Hause, wurde ich wieder enttäuscht. Der Fahrer konnte und wollte, nach meinem kurzen und sanften verbalen herantasten, nicht mit mir sprechen. Wir verstummten.
Der Grund dafür war erstens seiner Ohnmacht der deutschen Sprache gegenüber, und zweitens, weil er schlicht und einfach, an keinem Gespräch interessiert war. Dies ist auch zu respektieren!

In solchen Belangen mag ich etwas altmodisch und traditionell sein, denn für mich sollte ein Taxler eine gewisse Freundlichkeit an den Tag legen. Schließlich bietet er eine Dienstleistung an.

Aber ich wurde von meiner Pechsträhne erlöst. Die Fahrten mit 2 Taxlern ließen mich wieder auf bessere Begegnungen hoffen.
Die erste Fahrt war mit einem älteren altwiener Fahrer, der sehr freundlich war- und mit dem ich ein wenig politisieren konnte.
Wir hatten einige ähnliche Weltansichten- die Fahrt verging wie im Flug und ich fragte am Ende nach seiner Dienstmobilnummer.
Eine weitere erfreuliche Begegnung hatte ich mit einem jungen türkischstämmigen Fahrer, der als Kind nach Wien gezogen war und über seinen Ausbildungswunsch als Sozialarbeiter redete.
Auch er gab mir seine Visitenkarte, um ihn bei weiteren Fahrten heranzuziehen. Er bot mir sogar an mein Gepäck in die Bahnhofshalle zu tragen.
Ich war wieder glückllich und werde den 2 Taxlern sicher wieder begegnen.
:)

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Die Bloggerin

Savis Homayouni (32) lebt und arbeitet in Wien und Tirol. das.ist.basilikum@gmx.at

::Hello::

185668_1893682944375_1310602328_2338788_352461_n

Aktuelle Beiträge

Gebusselt von einem Chinesen.
Zu Weihnachten bin ich mit dem Zug von Wien nach Tirol...
snail_in_motion - 20. Jan, 13:25
Good Karma
Geschichte aus den Öffis: Vor einigen Wochen stieg...
snail_in_motion - 10. Jul, 18:50
Verdachtsmoment.
Vor zwei Wochen ist mir Etwas widerfahren, dass ich...
snail_in_motion - 10. Jul, 18:34
In eigener Sache
Die erste Publikation einer meiner Geschichten aus...
snail_in_motion - 27. Apr, 17:05
(Auch) Von Frau zu Frau!*
Heute wird dem 100.ten internationalen Weltfrauentag...
snail_in_motion - 8. Mär, 16:28

Links

Suche

 

Status

Online seit 5921 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 20. Jan, 13:31

Credits


Aus dem Supermarkt
aus dem Zug
aus den Konversationen
Aus der Wohnung
In den Öffis
Publikation
unterwegs.
Von der Strasse
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren