Zu Weihnachten bin ich mit dem Zug von Wien nach Tirol gefahren.
Ich fuhr an einem Donnerstag. Tage zuvor wollte ich einen Platz reservieren, doch die Bahnangestellte sagte: "Sie fahren ja an einem Donnerstag, da ist nie viel los, auch nicht zu Weihnachten." Das hat sich als falsch erwiesen, denn die Züge waren bis auf den letzten Platz voll bzw. reserviert. Mein Glück war es, früh genug dort gewesen zu sein. Ich hatte einen der begehrten Fensterplatz- in Fahrtrichtung- Sitzplätze ergattert.
In St. Pölten stieg mein Sitznachbar aus und es setzte sich ein asiatischer Mann neben mich.
Ich griff zu mitgebrachter Schokolade und genoß ein Stück, da merkte ich, dass mich der Asiate ansah. Ich bot ihm ein Stück an, denn sein Blick deutete daraufhin, dass er auch Lust auf Schokolade hatte. Jedoch lehnte er mit der Begründing, seine Zähne wären schlecht, dankbar ab. Aber wir fingen an zu sprechen. Er war Chinese und Koch im China Restaurant in St. Pölten. Er war auf dem Weg zu seiner Familie in Linz. In seinem gebrochenen Deutsch erzählte er mir von seiner Arbeit, dem Pendeln, seinen Kindern, China, seiner Heimatstadt, ... . Kaum wollte ich mich meinem Buch widmen, sprach er ein neues Thema an. Klarerweise erzählte ich ihm auch von mir. Er zeigte mir Fotos seiner Kinder. Wenn er von ihnen sprach leuchteten seine Augen auf. Das war schön.
Als wir Linz erreichten und er aussteigen wollte, fiel ihm der Abschied schwer. Er wurde still und schien zufrieden, aber an seinem Blick konnte ich sehen, dass er noch was sagen wollte. Er sagte nur noch: Danke, war schön Sie kennen zu lernen. Frohe Weihnachten und gute Fahrt, oder so. Ungefähr das Gleiche erwiderte ich ihm.
Wir schüttelten uns die Hände, als er mich plötzlich zu sich riss und mir meine Wangen mit feuchten Bussis abschmatze.
Ich war verblüfft, und dachte, dass ich bisher von keinem Chinesen abgebusselt worden bin.
Wahrscheinlich fühlte er sich durch meine Aufmerksamkeit für ihn, als Mensch, als chinesischer Migrant, wahrgenommen, und das von einer nicht Asiatin. Dies führte gleich zu solcheinem Gefühlsausbruch.
Die Menschen rund um mich, die das beobachtet hatten, lächelten mich an. :)
snail_in_motion - 20. Jan, 13:03
Geschichte aus den Öffis:
Vor einigen Wochen stieg ich bei einer Endstation in eine leere Strassenbahn ein. Als ich mich setzen wollte, fiel mir ein schwarzer Cardigan auf, der auf den vorderen Sitzen lag.
Ich nahm das vergessene Kleidungsstück, ging zum Fahrer vor und gab es dort ab.
Am selben Tag war ich mit einer Freundin unterwegs. Wir fuhren mit der Ubahn und stiegen bei Währingerstrasse/ Volksoper aus.
Nach dem wir ausgestiegen waren schlossen die Türen.
Plötzlich ging hinter uns eine Tür auf, ein unbekannter Mann bückte sich heraus und rief uns zu sich.
Als wir ihn erreichten überreichte er uns mit den Worten: "Ich denke, den haben Sie vergessen!" einen schwarzen Caridgan.
Meine Freundin nickte, griff sich das Kleidungstück und bedankte sich bei diesem Mann.
Ich war überrascht, denn mir fiel plötzlich die Geschichte in der leeren Strassenbahn ein. Good Karma!!!
snail_in_motion - 10. Jul, 18:39
Vor zwei Wochen ist mir Etwas widerfahren, dass ich Euch unbedingt erzählen möchte.
An diesem Tag bin in die Tabak- Trafik gegangen, um mir das in den Medien beworbene neue WOMAN mit den Workout- Karten zu besorgen.
Da ich es eilig hatte und in der Tabak- Trafik auf eine große lange Warteschlange stieß, war ich mir des Kaufs nicht mehr sicher.
Ich blätterte es schnell durch und entschied mich, es nicht zu kaufen. Das Magazin legte ich auf seinen Ständer zurück und verließ das Geschäft.
Mein rascher Abgang sorgte in der Trafik anscheinend für Aufruhr, von dem ich Nichts mitbekam.
Nach einigen Metern bemerkte ich einen Mann hinter mir herumschreien. Ich drehte mich um und sah nach hinten. Der betrunkene Mann war in einem beigem Anzug und weißem Hemd gekleidet. Er trug eine Sonnenbrille und hatte einen Stock in der Hand, den er in die Luft hielt und damit herumwedelte.
Nachdem ich mir dachte: "Typisch Wien, wieder ein Besoffner, der außer Kontrolle ist" drehte ich mich wieder um und setzte meinen Weg fort, ohne dabei einen Gedanken daran zu verlieren, dass das Geschrei vielleicht mir galt.
Kurz darauf sprach mich ein Mann an, den ich in der Trafik gesehen hatte. Er war aufgeregt, anscheinend war er mir hinterher gelaufen.
Er entschuldigte sich, dafür dass er mich aufhielt und bat mich zur Trafik zurück. Offenbar wollte mich die Trafikantin sehen.
In der Zwischenzeit hatte mich auch der betrunkene Mann erreicht.
Dieser packte mich am Arm und meinte: "Jetzt hab ich dich erwischt, du Diebin! Du bist verhaftet! Sag schon, was hast du gestohlen?"
In diesem Moment leuchtete mir alles ein.
Der Mann schrie mir nach, weil er dachte, ich hätte etwas mitgehen lassen.
Ich blieb gelassen, amüsierte mich und ließ mich von ihm zur Trafikantin "ab-führen". DIe PassantInnen auf der Strasse sahen mir nach und beobachteten das Geschehen.
Einerseits war mir alles peinlich, andererseits war ich belustigt- denn ich wußte ja, dass ich Nichts gestohlen hatte.
Die Trafikantin stand bereits vor dem Geschäft und fragte mich, was ich im Laden wollte.
Ich erklärte, dass ich das neue Woman durchsah und zurücklegte.
Sie bat mich, meine Tasche zu durchschaun.
Nachdem sie meine Tasche kontrolliert hatte und nicht fündig wurde, entschuldigte sie sich für dieses Missverständnis.
Ich sagte, dass sowas vorkäme und verabschiedete mich. Dem betrunkenen Mann lächelte ich siegessicher zu. Der sah nämlich blöd aus der Wäsch. :D
snail_in_motion - 5. Jul, 22:09
Die erste Publikation einer meiner Geschichten aus dem Basillikum Blog ist erfolgt, und ich hoffe das war nicht die Letzte.
www.kolpinghaus-wien18.at
Blickpunkt-Wien-18-Verein-Kolpingfamilie- (pdf, 2,050 KB)
Auf der Seite 6 findet ihr die Geschichte!!! ;)
Danke an Fr. Povolny und Hr. Wurst.
snail_in_motion - 27. Apr, 16:49
Heute wird dem 100.ten internationalen Weltfrauentag gedacht. In den Medien und den Gesprächen mit KollegInnen wird auf der einen Seite ein ernüchterndes Fazit gezogen, auf der anderen Seite werden den vielen kleinen und großen Errungenschaften und Entwicklungen, welche Frauen gemacht haben, gedacht.
Und gerade heute mußte ich folgende Beobachtung machen:
Ich wartete am Elterleinplatz (Wien 17) auf die Strassenbahn Linie 9. Die Anzeigetafel zeigte an, dass sie in 1 Minute kommt. Ich freute mich und genoß die immer kräftiger werdenden Sonnenstrahlen. Zum heutigen Weltfrauentag habe ich mir Hyazinthen gekauft, die noch nicht aufgeblüht sind und auf deren Frühlingsduft ich mich freue. Welch eine Vorfreude.
Die Strassenbahn kam. Es war eine alte Strassenbahn mit Treppen, keine Niederflurbahn. Die Fahrgäste "stiegen" aus. Zuerst stieg eine Frau mit einem Kinderwagen aus. Ein Mann half ihr dabei. Dann drehte er sich erneut zur Strassenbahntür und half einer weiteren Frau mit dem Kinderwagen. Er schien mit der geleisteten Hilfe zufrieden zu sein.
Nach dem sich der Mann wieder in den aufrechten Gang begeben hatte sprach ihn eine auf den 9er wartende Frau mit Kinderwagen an, und bat ihn um Unterstützung beim Einsteigen.
In diesem Moment drehte sich seine Frau, die beim Aussteigen die zweite Mutter mit Kinderwagen war, um und sagte mit ernster Stimme:
"Das nächste Mal verlangen wir dafür 10 Euro. Wirklich."
Der Mann hat der einsteigenden Frau natürlich geholfen, diesmal noch ohne Geld zu verlangen!
Ich war unglaublich schockiert von der Aussage dieser Frau, dieser Mutter.
Wo bleibt hier die Solidarität und das Mitgefühl einiger Frauen mit anderen Frauen- von Müttern mit Müttern,von Menschen mit Menschen ?
*) zum Titel: Er ist inspiriert von einem Text namens "Von Frau zu Frau" zum Weltfrauentag 2011. Geschrieben von Özlem A.
snail_in_motion - 8. Mär, 15:49
Heute möchte ich von einer Situation erzählen, die in meinem Leben immer wiederkehrt.
Die Sache mit der Herkunft. Ja, die wurde auch in den letzten Blogeinträgen behandelt und ist derzeit offensichtlich ein Thema, welches meinen Alltag mitprägt. Ich dachte bis vor kurzem noch ich hätte damit abgeschlossen und zu meiner Mitte gefunden. Dieser Meinung bin ich zwar immer noch, aber ich werde mit meiner Herkunft immer wieder konfroniert. Einige Mitmenschen scheinen mit meiner Position nicht klar zu kommen. Die Meinungen macher Menschen lassen sich nicht so schnell ändern-welches bedeutet, dass ich an meinen Antworten und Reaktionen arbeiten sollte, um zufriedener zu sein.
Ich bin äußerlich ein relativ heller Mensch, habe helle Haut und Haarfarbe. Ich bin auf dem ersten Blick nicht als Mensch mit Migrationshintergrund, wie es heißt, zu erkennen.
Ich könnte mich durchaus als Österreicherin ohne Migrationshintergrund ausgeben. Als Österreicherin bezeichne ich mich auch, wenn man mich fragt, nur füge ich die Herkunft meiner Eltern immer hinzu. Wenn nicht am Gesprächsanfang, dann im weiteren Verlauf. Ohne die Zusatzinfo über meine Herkunft würde ich mich nicht vollständig fühlen, es würde etwas Fehlen. Denn auch das macht mich aus.
Aber diese Nebensache ist für manch Andere Hauptsache.
Gestern bin ich mit dem Taxi gefahren. Wiedereinmal. Diesmal fiel es mir schwer ein Taxi zu bekommen, obwohl sehr viele Autos mit gelbleuchtenden Schildern an mir vorbei fuhren und ich winkte.
Ich befand mich auf der Linzer Strasse. Das ist, wie ich es vorort in Erfahrung brachte, eine Strasse auf der Prostituierte ihre Dienste anbieten (zu mindest ein Teil davon). Genau deshalb wollte kein Taxi für mich anhalten. Sie dachten ich sei eine Dame, die nach einem Freier ausschau hielt.
Schließlich blieb ein Taxi stehen. Der Taxler kurbelte sein Fenster hinunter und fragte mich was ich wolle.
Ich sagte ihm, dass ich nach Hause möchte. Das war offenbar die richtige Antwort, denn er ließ mich einsteigen.
Der Taxifahrer war Türke und wir kamen ins Gespräch.
Er fragte mich, ob ich Deutsche sei. Ich sagte ihm, dass ich Österreicherin bin und meine Eltern aus dem Iran sind. (meine derzeitige Standard-Antwort)
Diese Antwort verwirrte ihn jedoch. Anfangs dachte er wahrscheinlich, dass ich von einem iranischen Ehepaar adoptiert wurde. :)
Aber dann erklärte ich ihm, dass ich hier geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen bin. (Im Fachjargon: Sozialisierung.)
Dass ich Deutsch bei weitem besser beherrsche wie Farsi und vor allem deutschsprachige Medien konsumiere. Das alles sind für mich Gründe, mich vordergründig als Österreicherin zu betrachten. Mir gefallen diese Nationalzuschreibungen zwar nicht, aber manchmal muss man sich entscheiden.
Das Ganze führte bei ihm zu noch grösserer Verwirrung.
Und dann, als er meine Position verstand, sah er es nicht ein.
Er wiederholte immer wieder, dass ich doch Iranerin sei, weil meine Eltern aus dem Iran stammen.
Darauf antwortete ich ihm erneut mit: "Nein, ich bin Österreicherin iranischer Herkunft."
(Im Moment, denn Identität und Zugehörigkeit eines Menschen sind im stetigen Wandel, finde ich)
Seiner Ansicht nach, wäre seine Erziehung fehlgeschlagen, wenn sich sein Kind als Österreicher und nicht als Türke bezeichnete.
Diese Position konnte ich abermals nicht teilen.
Er argumentierte mit Europäern in Afrika, die sich doch nicht als Afrikaner bezeichnen können. Das wäre doch lächerlich und unglaubwürdig, meinte er.
Meine Antwort lautete:" Es kann niemand entscheiden, wohin sich diese Menschen zugehörig fühlen, ausser sie selbst. Sie müssen selber entscheiden, wie sie sich fühlen oder auch nicht. Man kann Menschen doch nicht von aussen einem Land und einer Kultur zuordnen."
Weiters erzählte ich ihm vom Identitätsfindungsprozeß, mit dem in mehreren Kulturen beheimatete Menschen konfrontiert sind. Dass ich mich als Kind und Jugendliche, durch die ideelle und emotionale Nähe zu meinen Eltern, als Iranerin fühlte. Dies hätte sich aber im Laufe der Jahre und der Abnabelung von meinen Elternhaus geändert. Dies kann sich auch wieder ändern.
Jedenfalls kamen wir bis zum Ende der Fahrt auf keinen gemeinsamen Nenner. Ich bin nicht unzufrieden mit dem offenen Ausgang und bin auf die nächste Herkunftsdiskussion gespannt.
Denn die kommt bestimmt!
Ich würde mir allerdings wünschen, dass dieses ewige Herkunftsthema kein Thema mehr ist, sondern als Nebensache wahrgenommen wird und seine Wichtigkeit verliert.
Wann wird "Herkunft: Klappe, die Vierte" folgen, frag ich mich.
snail_in_motion - 23. Feb, 00:53
Gestern hatte ich am Abend Gäste eingeladen. Ein iranisches Ehepaar mit seinen Kindern und ein guter Freund aus Syrien.
Zum Essen gab es persisches Adas Polo (Linsenreis) und als Nachspeise servierte ich ein Schoko- Fondue mit Früchten und Kuchen.
Am Nachmittag plante ich das Essen und besorgte die Zutaten.
Als ich zu hause ankam fiel mir ein, dass ich die Schokolade für das Fondue vergessen hatte. Ich rief die iranische FreundInnen an und bat sie mir unterwegs die fehlende Süssigkeit zu besorgen.
Ich zu meiner Freundin: "Bitte, nimm mir 2 Tafeln dunkle Schokolade mit."
Sie: "Ok, wieviel Prozentig?"
Ich: "70-80 Prozentig."
Sie: "Wozu brauchst dus?"
Ich: "Für das Schokoladen Fondue."
Sie: "In Ordnung."
(Das Gespräch wurde in Farsi geführt.)
Am Abend empfang ich meine lieben Gäste. Meine Freundin übergab mir neben Knabberein, die dunklen Schokoladen und fragte neugierg: "Und wer ist Shokoufeh Khanoom?"
Ich fragte etwas erstraunt: "Wer?"
Sie: "Na, Shokoufeh Khanoom (Frau Shokoufeh), die Frau, der du die Schokolade besorgt hast!"
Ich war etwas verwirrt und dann setzte das "Aha- Erlebnis" ein.
Die Ähnlichkeit und Verwechslung von "Schokolade- Fondue" mit "Shokoufeh Khanoom" wurden mir klar!!!!
:D
snail_in_motion - 18. Feb, 16:38
Gestern Abend war ich bei einer Freundin und Kollegin eingeladen. Sie lebt im 4. Bezirk. Der Abend war erfüllt von interessanten Gesprächen und wurde lang. Kurz nach 24h brachen wir, die Gäste, den Heimweg an. Ich spazierte den Ring entlang zum Schottentor.
Dort stieg ich in ein Taxi, weil meine Strassenbahn bereits ihren Betrieb eingestellt hatte und ich nicht mehr zu Fuß gehen wollte. Der Taxifahrer war, wie nicht anderes erwartet, am telefonieren. ;) (siehe
"Meine wiener Taxifahrten")
Als Tochter iranischer MigrantInnen bemerkte ich sofort, dass der Taxifahrer ein Iraner war, da er in Farsi telefonierte. Ich überlegte mir, ob ich ihm sagen soll, dass ich ihn verstehe.
Ich entschloß mich dazu, ihm meine Herkunft noch nicht preis zu geben. Der Taxler telefonierte und telefonierte und telefonierte. Natürlich lauschte ich ein Wenig mit. Das Gespräch war aber nicht sonderlich spannend (für mich), denn er sprach mit einem gewissen Hr. Farrokh über einen Autoverkauf.
In meiner Straße angekommen, fragte mich der Fahrer (immer noch telefonierend) nach der Hausnummer. Ich war auf diese Frage vorbereitet und antwortete ihm darauf auf Farsi: "Sado- .... , Agha!" (Hundert .... , lieber Herr!)
Er blickte auf den Rücksitz und sagte überrascht und etwas verlegen: "Bebakhshid Khanoom, Nemidoonestam Ke ..."
Was soviel bedeutet wie: "Entschuldigen Sie, ich wußte nicht, dass Sie ... "
Ich hatte keine Lust mir seine Entschuldigungen und Erklärungen, warum er denn telefoniert habe und nicht erkannt hatte, dass ich Farsi spreche, anzuhören. (Woher sollte er das wissen und warum sollte er deshalb nicht telefonieren?!?)
Bezahlte ihn, wünschte ihm eine Gute Nacht und stieg mit einem Lächeln und den Worten aus: "Be Farrokh Khan Salam Beresoonid" (Lassen Sie Hr. Farrokh Grüssen).
Er lachte und wünschte mir auch eine gute Nacht!
snail_in_motion - 12. Feb, 11:55
Vor einigen Tagen fuhr ich mit der Strassenbahnlinie 9 vom Westbahnhof nach Gersthof. Von einer Endstation zur nächsten, welches eine lange Fahrt bedeutet.
Vor mir saß eine junge Frau mit ihrem Hund. Der Hund bellte ständig. Die punkige Besitzerin des Hundes schimpfte ihn laut: "Max sei ruhig". Ich finde es normal, wenn HundebesitzerInnen ihre Vierbeiner ermahnen. Als ich jedoch diesen Satz hörte, tat mir der Hund leid: "Max sei still, auf der Welt will dich kein Mensch hören".
Ich beschäftigte mich mit dem Durchblättern des Vormagazins, und war vertieft in eine Kolumne vom Clemens Haipl über Kaffee- Espressomaschinen und Kaffeekonsum
("Cafe Olé"- Vormagazin). Mittlerweile hatte ich mich an das Bellen des Hundes gewöhnt und fühlte mich dadurch nicht mehr gestört.
An einer der Folgestationen stieg eine Frau mit 3 Kindern ein.
Es waren ein Bub (ca. 3 Jahre alt) und zwei Mädchen. Eines der Mädchen war im Kinderwagen und das andere stand neben seinem Bruder.
Der Junge war etwas laut, sodass er vielen in der Bahn auffiel und sie ihn ansahen. Er schrie und sprang auf und ab. Ich dachte daran, dass nun zwei lärmende Fahrgäste in der Bahn seien, der Hund und der Junge.
Dem Buben fiel der Hund, der vor ihm stand, nicht auf. Er sprang weiterhin auf und ab, als er sich plötzlich nach vor bewegte.
Der Hund wurde überrascht und wehrte sich indem er noch lauter, als bisher, bellte.
Der Bub erschrak und sprang ruckartig fünf Schritte nach hinten. Ich nahm an, dass er sofort zu weinen began. Aber der junge Mann bewieß das Gegenteil. Wie seine Besitzerin fing auch er an den Hund zu schimpfen:
"Sapalott!"
Die Fahrgäste fingen an zu lachen und beobachteten gepannt die Situation. Der Junge wiederholte: "Sapalott, Sapalott!" Die Fahrgäste waren amüsiert und entzückt.
Die Mutter jedoch, ich vermute eine Tschetschenin, war etwas peinlich berührt, dass ihr Sohn soviel Aufmerksamkeit auf sich zog.
Ich dachte mir nur: Toll, der dreijährige Junge hat einen Kindergartenplatz und lernt schon Deutsch!" :D
snail_in_motion - 9. Feb, 22:19
Letzte Woche Dienstag war ich in der Stumpergasse, im 6. Wiener Gemeindebezirk. Um 17h hatte ich im
Atelier Vote ein Vorbereitungstreffen für eine Ausstellung. Ich war eine Stunde zu früh dort und beschloss mich im indischen Lebensmittelladen umzusehen.
Dort besorgte ich einige indische Fertiggerichte und 3 Glückskekse. Einen Glückskeks schenkte ich meinem Freund zum Geburtstag, die anderen zwei behielt ich für mich.
Mein erster Glückskeks wurde sogleich im
Cafe Walch auf der Stumpergasse verzehrt. Darin stand ein Spruch, der mich glücklich und optimistisch stimmte.
"This may be a week of fortune!" Na dann ... .
Im Cafe, in welches ich mich zur Überbrückung der verbliebenen Zeit setzte, fand ein Geburtstagstreffen statt. Eine Großfamilie hatte sich versammelt um den Geburtstag ihrer Urli zu zelebrieren.
Es waren drei bis vier Urenkelkinder anwesend. Eines davon, ein Mädchen, fing plötzlich an zu weinen. Der Grund ist mir unklar, aber sie wurde vom Kellner sofort mit einem Schlecker getröstet.
Dies belustigte die Runde und ein Familienmitglied meinte laut:" Na dann fangen wir mal alle an zu weinen, wenn wir einen Lutscher bekommen möchten!!!". Er forderte auch mich auf zu schauspielen, damit mir ein Lutscher geschenkt wird.
Ich schmunzelte, gab einige leise traurige Laute von mir und beobachtete das Geschehen weiterhin.
Als es kurz vor 17h war, packte ich meine Sachen zusammen und war am Verlassen des Cafes. In diesem Augenblick wand sich der Herr zu mir und meinte: "Junge Dame, bleiben Sie stehen, sie bekommen noch einen Schlecker!". Ich dankte und erwiderte, dass es nicht nötig ist. Er aber beharrte darauf und machte den Kellner darauf aufmerksam.
So erhielt ich zum Abschied einen Schlecker!
----> Und ich erinnerte mich an den Glückskeksspruch: "This may be a week of fortune!"
Positiv gestimmt beging ich die restliche Woche.
Heute, als ich meinen zweiten Glückskeks aufbrach, befand sich der genau gleiche Spruch darin.
"This may be a week of fortune!" ...
Die letzte Woche kann in der Tat als eine Woche des Glücks bezeichnet werden - let´s hope for another week of fortune. :D
Ausserdem werde ich sicherlich nachfragen was im anderen Keks gestanden ist. Hoffe es ist ein bedeutungsähnliches, aber kein identes Sprüchlein.

snail_in_motion - 10. Jan, 17:58
Seit ca. 10 Jahren fahre ich in Wien ab und zu mit dem Taxi. Bis vor einigen Monaten hatte ich Spass am Taxi fahren. Ich war gespannt auf die neuen Begegnungen mit den Fahrern (vorwiegend männlichen Geschlechts- deshalb wird nicht gegendert).
Die Smalltalks und teils tiefgründigen Gespräche mit ihnen, ihre Erzählungen aus dem Leben machten die Fahrten zum Abendteuer.
Natürlich erzählte auch ich ihnen etwas von mir. Somit fand ein kurzer Austausch statt. Wir sprachen über meine Tirol- Wien Reisen, das Wetter, das Stadt-Land Gefälle, Familie, Ausbildungen, Politik, ect. Beim nicht vermeidbaren Ausländerthema unterschieden sich manchmal unsere Meinungen, aber diese Diskussion wurde friedvoll fortgesetzt.
Jedenfalls waren die Taxifahrten ein Erlebnis und mir gefiel die Taxlerkultur. Es war ein Raum der Interaktion für mich.
In den letzten Jahren allerdings machte sich der Einfluss von technischen Neuheiten auch in den Taxis spürbar. Allem voran das Navi. Kaum spreche ich jetzt meine Destination aus, wird sie schon ins Navi eingegeben. Im Gegensatz zu damals, als die Fahrer auch nach dem Bezirk, die Gegenend ect. gefragt haben. Die Unkenntnis des Weges wurde gemeinsam gelöst, die eigene Orientierung und das eigene Wissen waren gefragt. Die Fahrer wurden nach links, rechts oder geradeaus gelotst.
Mit dem Aufkommen des Navis verschwand diese Kommunikationsbasis.
Weiters leidet die allgemeine Kommunikation seit längerem darunter, dass die Fahrer meist am Handy telefonieren- und somit keinerlei Gespräch angefangen werden kann.
Bei einer meiner letzten Fahrten vom Westbahnhof nach Hause, wurde ich wieder enttäuscht. Der Fahrer konnte und wollte, nach meinem kurzen und sanften verbalen herantasten, nicht mit mir sprechen. Wir verstummten.
Der Grund dafür war erstens seiner Ohnmacht der deutschen Sprache gegenüber, und zweitens, weil er schlicht und einfach, an keinem Gespräch interessiert war. Dies ist auch zu respektieren!
In solchen Belangen mag ich etwas altmodisch und traditionell sein, denn für mich sollte ein Taxler eine gewisse Freundlichkeit an den Tag legen. Schließlich bietet er eine Dienstleistung an.
Aber ich wurde von meiner Pechsträhne erlöst. Die Fahrten mit 2 Taxlern ließen mich wieder auf bessere Begegnungen hoffen.
Die erste Fahrt war mit einem älteren altwiener Fahrer, der sehr freundlich war- und mit dem ich ein wenig politisieren konnte.
Wir hatten einige ähnliche Weltansichten- die Fahrt verging wie im Flug und ich fragte am Ende nach seiner Dienstmobilnummer.
Eine weitere erfreuliche Begegnung hatte ich mit einem jungen türkischstämmigen Fahrer, der als Kind nach Wien gezogen war und über seinen Ausbildungswunsch als Sozialarbeiter redete.
Auch er gab mir seine Visitenkarte, um ihn bei weiteren Fahrten heranzuziehen. Er bot mir sogar an mein Gepäck in die Bahnhofshalle zu tragen.
Ich war wieder glückllich und werde den 2 Taxlern sicher wieder begegnen.
:)
snail_in_motion - 12. Dez, 12:48
Bin am späten Nachmittag mit der U4 nach Ober St. Veit zum kika (14., Hadikgasse) gefahren. Während der Fahrt hörte ich Musik und mir fielen plötzlich die schmunzelnden Gesichter rund um mich auf. Daraufhin nahm ich die Kopfhörer aus den Ohren und ging meiner Beobachtung auf den Grund. Die Fahrgäste lauschten der Durchsage des Fahrers. Anscheinend war ein Fahrgast zugestiegen, dessen Hund nicht an einer Leine angebunden war.
Den Anfang der Durchsage hatte ich nicht gehört, aber den Schluss versäumte ich nicht- und der lautete so ähnlich: "Lieber Fahrgast, bitte binden Sie den Hund an die Leine. Falls Sie keine Hundeleine besitzen, schenke ich Ihnen zu Weihnachten gerne eine."
;) Wie aufmerksam.
snail_in_motion - 1. Dez, 20:49
Heute bin ich mit einem ICE, welcher von Zürich nach Wien fuhr, gereist.
Schräg neben mir saß ein älteres schweizer Paar, welches Wien -Reiseführer und Stadtpläne auf den Zug-Tisch ausgebreitet hatte. Es war offensichtlich, dass sie als Touristen nach Wien reisten.
Kurz vor der Ankunft und dem Ausstieg fingen die PassagierInnen an, ihr Gepäck zusammenzupacken.
So auch dieses Paar. Vor mir saß eine Frau, die ebenfalls am zusammenpacken war, als sie anfing mit den schweizer Reisenden zu sprechen. Sie lobte die "gescheiten" Schweizer.
Das Paar war überrascht und fragte: "Warum?"
Sie berichtete begeistert von der letzten Volksabstimmung über die Abschiebung krimineller AusländerInnen, und fügte hinzu, dass die Schweizer viel "gescheiter" wie die Österreicher seien. Dort würde das Volk befragt werden und es dürfe bestimmen- dies soll Österreich lernen.
Der Mann meinte, dass die aktuelle Volksabstimmung unglaublich Ausländerfeindlich und unmenschlich sei, und sie nicht dafür gestimmt haben und dagegen wären.
Ich, als bisher stille Beobachterin meldete mich nun zu Wort, wand mich dem Paar zu, deutete auf sie und sagte: "Ja, Sie sind die gescheiten Schweizer"
Daraufhin lächelten sie mir verständnisvoll zu. :)
Die Dame, vor mir, sagte Nichts mehr.
snail_in_motion - 30. Nov, 23:26
oida, mit bauarbeitern zu reden ist auch ne kunst! habe grad einen fließenleger telefonisch gefragt, ob er sich das objekt ansehen kann und mir einen kv gibt ect. ... er:"ja, bin grad bissl im stress- ruf sie in 2 stunden an", ich: "ok- machen sie das". er: "dann komm ich morgen vorbei, und wir fangen nächste woche an!" ich: "moment, womit wollen sie anfangen?" er: "fließenlegen", ich: "lieber hr. d., es ist nicht fix, sie kommen nur her, um sich das anzusehen" ... na das wird was! bin nur beruhigt, dass ich auch die nummer eines anderen fließenlegers hab ... .
aber an seiner eile merkt man, wie schlecht es in der baubranche steht ... er möchte unbedingt diesen job, hab ich das gefühlt ... . aber ich lege wert auf symphatie und vernunft und nicht auf huddelmuddel ... .
snail_in_motion - 21. Okt, 09:50