Sonntag, 12. Dezember 2010

Meine wiener Taxifahrten

Seit ca. 10 Jahren fahre ich in Wien ab und zu mit dem Taxi. Bis vor einigen Monaten hatte ich Spass am Taxi fahren. Ich war gespannt auf die neuen Begegnungen mit den Fahrern (vorwiegend männlichen Geschlechts- deshalb wird nicht gegendert).
Die Smalltalks und teils tiefgründigen Gespräche mit ihnen, ihre Erzählungen aus dem Leben machten die Fahrten zum Abendteuer.
Natürlich erzählte auch ich ihnen etwas von mir. Somit fand ein kurzer Austausch statt. Wir sprachen über meine Tirol- Wien Reisen, das Wetter, das Stadt-Land Gefälle, Familie, Ausbildungen, Politik, ect. Beim nicht vermeidbaren Ausländerthema unterschieden sich manchmal unsere Meinungen, aber diese Diskussion wurde friedvoll fortgesetzt.
Jedenfalls waren die Taxifahrten ein Erlebnis und mir gefiel die Taxlerkultur. Es war ein Raum der Interaktion für mich.

In den letzten Jahren allerdings machte sich der Einfluss von technischen Neuheiten auch in den Taxis spürbar. Allem voran das Navi. Kaum spreche ich jetzt meine Destination aus, wird sie schon ins Navi eingegeben. Im Gegensatz zu damals, als die Fahrer auch nach dem Bezirk, die Gegenend ect. gefragt haben. Die Unkenntnis des Weges wurde gemeinsam gelöst, die eigene Orientierung und das eigene Wissen waren gefragt. Die Fahrer wurden nach links, rechts oder geradeaus gelotst.
Mit dem Aufkommen des Navis verschwand diese Kommunikationsbasis.
Weiters leidet die allgemeine Kommunikation seit längerem darunter, dass die Fahrer meist am Handy telefonieren- und somit keinerlei Gespräch angefangen werden kann.

Bei einer meiner letzten Fahrten vom Westbahnhof nach Hause, wurde ich wieder enttäuscht. Der Fahrer konnte und wollte, nach meinem kurzen und sanften verbalen herantasten, nicht mit mir sprechen. Wir verstummten.
Der Grund dafür war erstens seiner Ohnmacht der deutschen Sprache gegenüber, und zweitens, weil er schlicht und einfach, an keinem Gespräch interessiert war. Dies ist auch zu respektieren!

In solchen Belangen mag ich etwas altmodisch und traditionell sein, denn für mich sollte ein Taxler eine gewisse Freundlichkeit an den Tag legen. Schließlich bietet er eine Dienstleistung an.

Aber ich wurde von meiner Pechsträhne erlöst. Die Fahrten mit 2 Taxlern ließen mich wieder auf bessere Begegnungen hoffen.
Die erste Fahrt war mit einem älteren altwiener Fahrer, der sehr freundlich war- und mit dem ich ein wenig politisieren konnte.
Wir hatten einige ähnliche Weltansichten- die Fahrt verging wie im Flug und ich fragte am Ende nach seiner Dienstmobilnummer.
Eine weitere erfreuliche Begegnung hatte ich mit einem jungen türkischstämmigen Fahrer, der als Kind nach Wien gezogen war und über seinen Ausbildungswunsch als Sozialarbeiter redete.
Auch er gab mir seine Visitenkarte, um ihn bei weiteren Fahrten heranzuziehen. Er bot mir sogar an mein Gepäck in die Bahnhofshalle zu tragen.
Ich war wieder glückllich und werde den 2 Taxlern sicher wieder begegnen.
:)

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Savis Homayouni (32) lebt und arbeitet in Wien und Tirol. das.ist.basilikum@gmx.at

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